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Mysterien-Die Welten des Un-Möglichen

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Chartres: ägyptische Kathedrale auf französischem Boden
von Antonio Bonifacio

Die Kathedrale von Chartres, Erbin einer Urtradition, die in Ägypten ihren vollendetsten Ausdruck fand, ist ein erstaunliches kosmisches Schiff, das durch seine Architektur den weisen Gläubigen ins Himmelreich führt.

Ohne die Wissenschaft ist die Kunst nichts

Über die Kathedrale von Chartres, dieses wunderbare französische Kunstdenkmal, ist schon viel geschrieben worden. Entstanden ist sie zwischen dem 12. und 13. Jahrhundert, zu einer Zeit, in der eine Art grassierende Bauwut ganz Europa in eine riesige Baustelle verwandelte, wie man sie vielleicht seit der Jungsteinzeit nicht mehr gesehen hatte.
Sieht man sich die Kathedrale und andere Bauwerke aus dieser Zeit heute an, drängt sich der Gedanke auf, dass die Baumeister dieser Wunderwerke bei ihrer Arbeit den Blick zum Himmel richteten und ihn nie aus den Augen verloren. Um die Zweckbestimmung des Bauwerks und die „Geheimnisse“ seiner besonderen Struktur zu verstehen, muss man also in den Himmel sehen. Die Anordnung der Sterne und ihre harmonischen Bewegungen vermittelten den Baumeistern eine Reihe von Parametern (Maße, Formen und Zeiten), durch die sie wie über Himmelsleitern zu den Weiten der Gestirne vorzudringen versuchten.
Chartres ist nämlich ein gigantisches kosmologisches Schema, eine Art dreidimensionales, in sich gefaltetes Puzzle, das den Witz seines Spielers geradezu herausfordert.
Die Stadt Chartres war zur Zeit der Errichtung der Kathedrale ein winziges Provinznest, ein völlig ungeeigneter Standort für ein solches Wunderwerk. Das ist die erste Anomalie bei diesem Bauwerk. Das Geheimnis lüftet sich aber, wenn man einen Blick auf die Landkarte wirft. Die Kirchen der Ile de France, wie jene von Chartres der Jungfrau Maria geweiht, sind nämlich eine irdische Projektion des gleichnamigen Sternbildes; Chartes ist in diesem Schema die Projektion des Gamma-Sterns. Das Ziel, ein Sternbild auf Erden naturgetreu nachzuzeichnen, führte also dazu, dass das kleine Dorf als Standort für ein so kolossales Bauwerk ausgewählt wurde. Zum Gesamtbild gehören noch andere berühmte Kirchen, nämlich die Kathedrale von Reims: sie entspricht dem Stern Spica; Amiens steht für Zeta, Bayeux für Epsilon. Weitere Kathedralen sind jene von Rouen, Paris und Evereux.
Die Projektion eines Sternbildes auf Erden ist aber nicht nur auf diesen Teil Frankreichs beschränkt und ebensowenig auf das Mittelalter. In der Normandie etwa zeichnen sieben Kirchen das Sternbild des Kleinen Bären nach (zu dem auch der Polarstern gehört) und auch in Ionien gibt es so ein Siebenerschema (die sieben Kirchen von Ionien).
Wer die Arbeit Robert Bauvals über die Zielrichtungen der Kanäle in den ägyptischen Pyramiden kennt, wird noch weitere Parallelen finden, und wenn man sich weiter mit dem Thema beschäftigt, entdeckt man Ähnliches in den Bauwerken ganz anderer Völker, was den Schluss nahelegt, dass dieses „Pattern“ weltweit verbreitet ist.
Aber Chartres verbinden noch andere Kennzeichen mit dem Himmel: Bei der Projektierung des Gebäudes wurde die Drehbewegung der Erdachse, die so genannte Präzession, mitberücksichtigt. Auch das gibt es auch bei anderen Bauwerken. Die Längsachse des Schiffes öffnet in ost-westlicher Richtung einen Winkel von 47°, das ist genau das Maß des Präzessionskegels der Erde bzw. die doppelte Neigung der Erdachse (das sind heute 23°27’, zur Zeit des Kathedralenbaus waren es 23°31’). 47 Grad sind also genau der doppelte Präzessionswinkel, den die Erdachse bei ihrer Kreiselbewegung um die ideale Vertikale der Erdkugel beschreibt. Für diese Bewegung braucht sie circa 26.000 Jahre und zur Frühling-Tag- und Nachtgleiche geht das Sternbild, das den Beginn des Zyklus anzeigte, zusammen mit der Sonne am astronomischen Horizont auf: In der Antike bezeichnete man diese Zeitspanne als „platonisches“ oder „großes Jahr“, heute sagt man „Äquinoktienpräzession“ dazu.
Originalquellen zu diesem für die Kathedrale von Chartres gewählten Winkel fehlen, umso mehr Raum bleibt daher der Spekulation. Meiner Meinung nach drückt dieses Winkelmaß genau die Bewegung aus, die die Erde im Weltall in Bezug auf die kosmischen Zyklen vollführt. Nicht nur in der Antike räumte man diesen Zyklen große Wichtigkeit ein, auch der Psychologe Carl Gustav Jung nahm einen sicheren Zusammenhang zwischen dem himmlischen Archetypus in Form eines Präzessions-„Monats“ und der Psyche der Menschen an, die zur Zeit der „Herrschaft“ eines bestimmten Sternzeichens lebten. Er entwarf sogar eine Karte der spirituellen, vom Rhythmus der präzessionalen Veränderungen bestimmten Erdzeitalter. In diesem Mosaik wäre Chartes also ein „Schiff“ oder vielmehr eine „Arche“ auf ihrer zyklischen Umlaufbahn um den unsichtbaren Pol der Ekliptik im Sternbild des Drachens....(Folgt in Mysterien 1)


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